Analog oder digital?

Eine Lanze für die analoge Fotografie!

Zugegeben: Auch ich fotografiere häufig mit einer Digitalkamera. Eine kleine Kompakt-Digitalkamera trage ich ständig bei mir und meine digitale Spiegelreflex kommt ebenfalls oft zum Einsatz (vor allem im Urlaub).
Die Vorteile der Digitalkameras liegen auf der Hand: Fotografieren ist extrem einfach und billig geworden, man sieht sofort das Ergebnis, kann gleich serienweise Fotos schießen (ein Treffer wird schon dabei sein) und im Computer sogar noch eindrucksvoll verändern, retuschieren oder nachbessern. Ein Erfolg ist für den wirklich Sehenden nahezu garantiert.

 

"Kunst kommt von können!"
Sicherlich kennen auch Sie die Floskel "Kunst kommt von können!" Und lange Zeit galt dieser Grundsatz auch für die Fotoszene. Doch mit dem Aufkommen der Digitalfotografie und immer besser werdender Bearbeitungssoftware ist die zitierte Binsenweisheit bedenklich ins Wanken geraten. Fotografische Grundkenntnisse braucht der Lichtbildner von heute nicht mehr - einfach draufhalten und später selektieren und nachbearbeiten. Ein großes Können ist meistens nicht mehr erforderlich, es genügt ein guter Geschmack, ein wenig Gefühl für die Gestaltung und eine nette Bildidee.

In vielen Bereichen, auch in der Werbung, zählt allein das Ergebnis. Es interessiert nicht, wie ein Foto entstanden ist. Doch für den echten Fotokunst-Liebhaber gelten andere Regeln. Da liegen Welten zwischen der Analog- und der Digitalfotografie. Berühmte und teure Fotoabzüge wie zum Beispiel die von Amsel Adams hätte es als Digitalbilder kaum gegeben.

 

Analoge Fotos entsprechend kennzeichnen!

Wer heute analog fotografiert und seine Schätze kommerziell verwertet oder auf Ausstellungen zeigt, sollte die Fotos entsprechend kennzeichnen. Zum Beispiel mit einem Aufkleber: "Fotoabzug vom originalen Analog-Filmstreifen" oder "Original-Analog-Dia". Sogar die Angabe der verwendeten Kamera wäre sinnvoll, informativ und verkaufsfördernd: Zum Beispiel "Fotografiert mit Rolleiflex 2,8 F (Baujahr 1982)". Da kommt dann echtes Feeling auf - man spürt regelrecht das Handwerkliche, das Exklusive und Besondere.

Derart geadelte Fotos genießen nicht unverdient einen anderen Stellenwert (im Vergleich zu Digitalbildern). Jeder Experte erkennt an einem solchen Aufkleber, dass hier kein Knipser, sondern ein echter Könner am Werke war und dass das Foto etwas Rares, Einzigartiges darstellt und besser honoriert werden muss.

 

Ein anderes Lebens- und Wertegefühl!
Fotografieren ist mein Hobby - und ob ich nun digital oder analog fotografiere ist für mich ein himmelweiter Unterschied. Wenn ich mit einer alten Analogkamera losziehe, manuell die Schärfe nachziehe und oft sogar ohne Belichtungsautomatik arbeite, fühle und sehe ich anders als mit meiner Digitalen. Die Analogkamera zwingt mich zur Muße, zum Nachdenken und erzeugt prickelnde Neugier (was aus den Bildern wohl werden wird).

Vielleicht lässt sich der Unterschied vergleichen mit einem Angler und einem Fischer. Der Fischer arbeitet mit seinem großen Schleppnetz natürlich viel effizienter - aber trotzdem möchte der Angler nicht mit ihm tauschen. Im Grunde funktioniert das Schleppnetz wie mit der Digitalkamera eingesammelte Bilderfluten: Eine riesige Ausbeute, aus der man später die Topfotos nur noch herauszufischen braucht.

Böse Zungen vergleichen den Digitalfotografen bisweilen gar mit einer Jäger, der mit einem Maschinengewehr sein Wild erlegt. Diese Parallele ist sicher übertrieben und unzulässig. Wenn man aber sieht, wie manche Fotografen mit Vollautomatik und Serienbildschaltung Draufhalten, darf man sich über derlei Äußerungen nicht wundern.

 

Immer noch gibt es Qualitätsunterschiede!
Die Digitalkameras mit ihren ausgefeilten Automatiken und Belichtungsprogrammen und der anschließenden Sichtkontrolle sorgen generell für eine sehr hohe durchschnittliche Bildqualität. Bei Analogkameras, vor allem wenn sie schon etwas älter und weniger automatisiert sind, kann viel mehr schiefgehen.

Doch wenn Könner am Werke sind, die ihr Handwerk verstehen und alles richtig machen, dann bleibt die Bildqualität einer hochwertigen Analogkamera selbst von teuren Digitalkameras unerreicht. Digitalkameras haben nach wie vor Probleme bei der Verarbeitung starker Kontraste, die meisten Kameras sind überfordert im Weitwinkelbereich (fehlerhafte Randbelichtung) und natürlich sind auch in puncto Auflösung feinkörnige Filme im Mittelformat immer noch das Maß aller Dinge.

Manche Laien meinen gar, die günstigen Zoom-Optiken der Digitalkameras bieten eine ähnlich hohe Qualität wie die teuren und schweren Festbrennweiten der Analogkameras. Das stimmt natürlich nicht. Und deshalb gibt es eben auch teure Festbrennweiten für professionelle Digitalkameras bis hinauf zum digitalen Mittelformat. Mit einer Digitalkamera im Mittelformat lassen sich sicherlich ebensogute Bildergebnisse erzielen wie mit einer analogen Mittelformatkamera - aber eine derartige Kameraausrüstung kostet auch an die 20.000 Euro, während man zum Beispiel eine gute gebrauchte analoge Zenza-Bronica-ETRSi-Ausrüstung über Ebay schon für 500 Euro erstehen kann.

 

Weil das Mittelformat mehr Qualität bietet, geben manche Profis 40.000 Euro für ihre digitale Kamerausrüstung aus. Bei Ebay sind analoge Mittelformatkameras (noch) zu Schnäppchenpreisen zu haben. Eine komplette Zenza Bronica ETRsi gibt es zum Beispiel für weniger als 300 Euro, neuwertige Wechselobjektive für 100 - 200 Euro (Neupreis vor einigen Jahren noch 1000 Euro).

 

Störende Automatiken
Gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen verfluche ich so manches Mal meine Digitalkamera. Weil sie ständig bemüht ist, vermeintliche Fehler auszumerzen. In der Dämmerung zum Beispiel hellt sie plötzlich auf. Gehe ich auf manuell, wird schon die Einstellung zur Qual (Knöpfchen drücken, gleichzeitig Rädchen hin- und herdrehen, im Sucher umständlich die Belichtungszeiten ablesen). Und am Ende muss ich gar fürchten, dass durch die automatische ASA-Umstellung doch alle Mühen vergebens waren.

Ebenso lästig empfinde ich häufig die Schärfeautomatik. Man sieht nichts, weiß nicht wo der Schärfepunkt liegt und tappt auch in dieser Beziehung weitgehend im Dunkeln. Natürlich - ich kann auch diese Automatik lahm legen. Aber ein sauberes, gefühlvolles Scharfstellen ist mit den Automatikobjektiven nicht möglich, meistens fehlt sogar ein vernünftiger Schnittbild-Entfernungsmesser.

 

Das Problem der Selektion!
Es ist natürlich allein meine Schuld - aber wenn ich meine Digtial-SLR-Kamera auf meine Urlaubs-Rundreisen (zum Beispiel Russland, Ukraine, Spanien usw.) mitnehme, komme ich am Ende der Reise jedes Mal mit einer Ausbeute von 2000 Fotos nach Hause. Das sind zehnmal mehr, als wenn ich meine Analogkamera dabeigehabt hätte. Und diese seltsame Fotografiersucht (Motto "kostet ja nichts") hat auch ihre Nachteile. Man stelle sich vor: 2000 Fotos durchschauen, begutachten, auswählen, sortieren usw. - das ist eine Heidenarbeit, die nicht unbedingt Spaß macht. Von meinen Analogkameras kenne ich eine solchen Stress nicht. Unbelichtete Filme zum Händler bringen - und schon ist alles erledigt.

 

Manche Institute verlangen grundsätzlich Analogfotos
Es ist sicher nicht verwunderlich, wenn manche Institute bei Auftragsarbeiten auch heute noch analoge Fotos verlangen. Bei wissenschaftlichen Dokumentationen will man eben möglichen Bildmanipulationen vorbeugen und legt Wert auf eine weitgehend sichere Archivierung. Wie lange Speicherkarten halten und ob es in 50 Jahren überhaupt noch Lesegeräte dafür gibt, wagt niemand zu prophezeien.

 

Lust auf analog?
Immer noch werden Analogkameras gebaut. Und zwar nicht nur im Kleinbildformat - es gibt etwa auch ein Dutzend Mittelformatkameras, die nach wie vor hergestellt werden.

Falls Sie keine Aversion gegen gebrauchte Kameras haben: Noch nie war das Angebot so günstig! Bei Ebay finden Sie hochwertige Edel-Mittelformatkameras wie Hasselblad, Rollei, Zenza-Bronica, Kowa und Mamiya zu oft irrwitzigen Schnäppchenpreisen (ich habe selbst dort einiges ersteigert).

Beachten sie aber, dass bei Kameras mit mechanischem Verschluss, die vor 1990 gebaut wurden, die langen Verschlusszeiten (1/30, 1/15, 1/8, 1/4, 1/2, 1 sec) oft nicht mehr exakt ablaufen (es sei dann, das Objektiv wurde vom Fachmann überholt). Bis in die 1980er Jahre hinein gab es noch keine verharzungssicheren Schmierfette. Verkauft werden die alten Kameras und Objektive meistens von Erben und Laien, die die Fehler gar nicht bemerken (und aus Unwissenheit als einwandfrei verkaufen). Aber auch bei diesen defekten Teilen funktionieren in der Regel noch die schnelleren Verschlusszeiten ab 1/60 sec (die langen Zeiten braucht man eh nur selten). Bei elektronischen Verschlüssen (zum Beispiel Zenza Bronica ETR) habe ich persönlich dagegen noch keine Fehler festgestellt.

 

Rolleiflex von 1932, 1953 und 1983. Sogar mit der 1953er Rolleiflex in der Mitte lässt sich noch gut arbeiten (Ebay-Preis ca. 200 Euro mit Tasche). Die Rolleiflex 2,8 F mit Planar (rechts) ist technisch einwandfrei und wird derzeit mit ca. 1500 Euro gehandelt. Die zweiäugigen Rolleiflex werden auch heute noch in drei Ausführungen hergestellt (als Weitwinkel, Normal und Tele) und kosten neu etwa 4500 Euro (Negativformat 6x6 für Rollfilm 120).

 

Die Analogfotografie wird nicht aussterben!
Trotz des Siegeszuges der Fotografie vor hundert Jahren ist die Malerei nicht ausgestorben. Die dahingehenden Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. In der Kunst dominiert immer noch die Malerei, Unsummen werden für bekannte Meisterwerke ausgegeben.

Dagegen führt die Fotografie eher ein Schattendasein. Aber ebenso wir die Malerei wird auch die analoge Fotografie Bestand haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden auch in 50 oder gar 100 Jahren noch lichtempfindliche Filme verwendet und geachtet werden und parallel zur Digitalfotografie ihre Existenzberechtigung behalten. Es werden sogar neue Filmemulsion erforscht werden (mit noch besserem Kontrastverhalten), wenn auch die Zahl der Filmsorten sich auf ein überschaubares Angebot verringern wird. Auch Diaprojektoren und Diarahmen, Vergrößerungsgeräte und lichtempfindliches Fotopapier für die eigene Dunkelkammer werden nicht vom Markt verschwinden - es wird sich halt nur die Zahl der Hersteller und die Sortenvielfalt verringern.

 

Manfred Julius Müller, Flensburg

 

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